Von diesem Drohnen-Test erwarte ich einiges! Denn mit der Parrot Anafi hat sich der französische Drohnenhersteller Ende 2018 wieder eindrucksvoll auf dem Markt der Consumer Kameradrohnen zurückgemeldet. Die Anafi Drohne bietet alles, was man von einem aktuellen Copter erwarten kann: Starke Kamera, lange Flugzeit, hohe Reichweite und das gern gesehene faltbare Design.

Als heißer Anwärter für den Titel „DJI Mavic Air Killer“ interessiert natürlich auch der Blick über den Copter selbst hinaus: Wie gut ist die Parrot Anafi im Vergleich zum DJI Mavic Air und der Yuneec Mantis Q.

Auf den Release einer Top-Drohne haben Parrot-Fans lange warten müssen. Vorangegangen waren Jahre, in denen insbesondere Fun-Copter und die Bebop-Reihe Umsatz bringen sollten. In Zeiten, in denen PIloten 4K-Drohnen wie den DJI Mavic Pro, Mavic Air oder gar Mavic 2 bevorzugten, kam der sperrige Bebop 2 arg behäbig daher.

Ganz anders aber nun die Parrot Anafi, die in guter Tradition eine für den Hersteller typische Crazyness mitbringt.

Infos zur Parrot Anafi

Typ: Drohne mit Kamera, faltbare Drohne
Geeignet für: Einsteiger, Hobby, Filmer & Fotografen
Größe: mittel
Hersteller: Parrot

Gewicht: 320 Gramm
Plakette benötigt: ja
Kamera: 21 MP
Preisklasse: bis 600 Euro

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Lieferumfang: Das ist im Paket der Parrot Anafi

Parrot Anafi Lieferumfang: Das ist in der Box
  • Drohne in kompakter Transporthülle
  • Controller
  • 1 Smart Battery
  • 3×4 Propeller (2 Ersatzkits)
  • USB-Ladekabel
  • 16 GB Micro-SD-Karte, inkl. USB-Adapter
  • Schraubenzieher & Bedienungsanleitung

Die Parrot Anafi ist in zwei Varianten erhältlich: Die Standardversion umfasst alles, was man für Start benötigt, die teurere Version beinhaltet noch mehr Ladetechnik und eine Tasche.

Der Quadrocopter selbst befindet sich in einer Hardshell-Transporthülle. Diese ist innen so ausgelassen, dass die Anafi perfekt hineinpasst und keinen Schaden nehmen kann. Die Funke lässt sich ein- und ausklappen, wobei sie auch zusammengeklappt ein echter Brummer ist. Im Vergleich zu den Controllern der Mavi Air oder Mavic Pro hat man hier echt was in der Hand. Mir gefällt’s! Zudem wird das Smartphone oberhalb der Fernsteuerung angebracht, was beim Fliegen und Betrachten des FPV-Bilds bedeutend angenehmer ist

Eine Class 10 16 GB micro-SD-Karte soll Bild und Videodateien speichern, die bei der Parrot Anafi als JPEG+DNG (RAW), sowie MP4 erzeugt werden können. Für ausgedehnte Flüge empfehle ich, eine größere und schnellere Karte zu kaufen.

Hands on

Parrot Anafi Testbericht: Hands on Review

Was sofort auffällt, wenn man die Parrot Anafi in die Hand nimmt ist das Gewicht. Der Copter ist mit einem Abfluggewicht von 320 Gramm unglaublich leicht – selbst im Vergleich zum schon leichter gebauten DJI Mavic Air.
Verstärkt wird das Gefühl davon, dass der Copter nicht kompakt, sondern langgestreckt in der Hand liegt. Erst wenn man die Achsen ausklappt, erhält die Anafi ein drohnenänhliches Gesicht.

Trotz der leichten Bauweise wirkt die Parrot Anafi wertig. Die Achsen lassen sich gut ein- und ausklappen und auch wenn man dafür lange nicht so viel Kraft (DJI Mavic Pro) oder Geschicklichkeit (DJI Mavic Air) braucht, habe ich definitiv nicht den Eindruck, dass die Achsen ein Eigenleben entwickeln könnten.
Die Propeller sind aus weichem Kuststoff, der sich ehrlich gesagt etwas billig anfühlt. Die Ingenieure aus Frankreich werden sich aber schon etwas dabei gedacht haben 😉

Kurzum: Ein schöner, leichter Quadrocopter

App & Flugvorbereitung

Bevor ich für den Test an die frische Luft gehe (frisch ist bei -5° C ernst gemeint) lade ich noch einmal alles auf, setze eine schnellere SD-Karte ein und lade die App herunter. Wie bei Drohnen von DJI (DJI GO) muss man für die Parrot Anafi eine App auf dem Smartphone installiert haben, die Telemetriedaten und natürlich das Live-Bild übermittelt.
Nachdem auch das getan ist binde ich den Copter einmal zur Probe indoor. Alles klappt, jetzt geht’s raus in die Kälte zum Test!

So fliegt die Parrot Anafi

Parrot Anafi Drohne im Test

Automatische Starts & Landungen lassen sich mit der App durchführen.

Parrot Anafi im Test: So fliegt der Quadrocopter

25 Minuten Flugzeit sind maximal möglich

Angeflogen

  • Reichweite: 4 Kilometer

  • Flugdauer: 25 Minuten

  • Autonome Flugmodi: Smartshots, Dronies, Dolly Zoom

  • FPV:  Ja

  • Video: 4K bei 24 fps, UHD bei 30 fps

  • Fotos: 21 Megapixel

Das Starten und Binden von Drohne und Fernsteuerung geschieht im Handumdrehen und ist wirklich idiotensicher. Nachdem die Verbindung steht muss man ein bisschen auf das Live-Bild warten und leider auch auf ausreichend GPS-Abdeckung.
Es kann natürlich am Wetter liegen, aber ich bin mir sehr sicher, dass sowohl DJI Mavic Pro als auch DJI Mavic Air schneller auf ihre 10+ Satelliten kommen. Bei Gelegenheit werde ich das auch mal testen und einen diesbezüglichen Vergleich machen.

Beim ersten Flug wage ich mich noch nicht an den Handstart, nutze aber gerne die Start und Landefunktion per App. Das funktioniert tadellos und die Anafi schnurrt ruhig und leise vor sich hin. Im Vergleich zum Mavic Pro ist sie natürlich bedeutend leiser, im Vergleich zur DJI Mavic Air hat die Parrot Anafi einen tieferen, ruhigeren Summton, weniger sirenenhaft.

Nach einigen Runden um den Block, will heißen Schafsweide und Wald, korrigiere ich die Geschwindigkeit des Gierens nach oben. Der Copter dreht sich für meine Lust-am-Flug-Bedürfnisse zu langsam. Für Filme und Videos mag eine ruhige und dämpfende yaw-Achse gut sein, ich will gerade aber gucken, wie schnell die Anafi fliegen kann.

Überraschenderweise kann die Anafi richtig gut Gas geben und insbesondere der Sportmodus macht mir viel mehr Spaß als mit den Mavics. Vielleicht liegt das am geringeren finanziellen Risiko (die Anafi kostet 600€, Mavic Air 800€ und Mavic Pro Fly More 1000€) oder am geringeren Abfluggewicht?

Nach rund 15 Minuten habe ich den ersten Akku leergeflogen und muss einen Boxenstopp einlegen. Bei niedrigen Temperaturen verringert sich die Kapazität von LiPo-Akkus drastisch, weswegen ich auch bei ruhigerer Flugart nicht an die maximale Flugdauer von 25 Minuten hätte kommen können. Das Laden geschieht im Standardpaket per nicht per Netzteil sondern mittels USB-Schnittstelle. Saftige 2-3 Stunden muss man daher für eine Komplettladung einplanen.

Die nächsten Testflüge: Smartshots & Handstart

Im weiteren Verlauf probiere ich die Smartshots und Dronies aus und finde Gefallen an den Handstarts. Mein Lieblingsshot: Boomerang. Dabei definiert man ein Zielobjekt und startet den Vorgang. Die Drohne fliegt dann, je nach Wahl, 30 oder 60 Meter rückwärts, stoppt und fliegt wieder an das Ziel heran. Wie ein geworfener Boomerang eben.

Handstart der Parrot Anafi im Test

3,2,1…Handstart!

Der Handstart ist eine feine Sache, wenn der Grund uneben oder nass ist. Die Parrot Anafi hat wie die DJI Mavic Air, DJI Mavic (2) Pro und Yuneec Mantis Q kein ausreichend hohes Landegestell. Eigentlich gar keins, lässt man die Mini-Füßchen an den Vorderachsen mal außen vor.
Um aus der Hand zu starten, muss man den Copter nur anheben, auf Handstart drücken und, nachdem die App von 3,2,1 heruntergezählt hat, die Anafi in die Luft werfen.

Die Drohne fängt sich und stabilisiert sich sofort. Toll!

Parrot Anafi App & FPV

Bei „STARTEN“ einfach die Drohne hochwerfen

Kamera & Sensor: So gut sind die Bilder der Parrot Anafi

Kamera der Parrot Anafi: 4K & 13 MP

Potente Kamera mit 4K Video & 21 MP Einzelbildern

Der Sensor der Parrot Anafi hat eine Größe von 1/2.4 Zoll und ermöglicht Fotos mit Megapixeln und Videos in 4K bei 24 fps. Damit hat die Anafi im Vergleich zum DJI Mavic Pro oder DJI Mavic Air in Hinsicht auf Einzelaufnahmen die Nase vorn.

Und auch im Test gefallen mir die Bilder sehr gut: Stimmungsvolle Luftaufnahmen, nicht zuletzt dank bracket Modus. Dabei macht die Anafi 7 Fotos unterschiedlicher Belichtungsstufen. Filmemacher können Videos in 4K (4096×2160) bei 24 fps und in UHD (3840×2160) bei 30 fps aufnehmen. Zusätzlich gibt es eine Zeitrafferfunktion (max 240-fache Geschwindigkeit) und eine Zeitlupenfunktion.

Die Wahl, ob man in einer Situation lieber fotografieren oder filmen will, kann man jederzeit im Interface der App treffen. Anders als die DJI Mavic Air oder die DJI Mavic Pro hat die Fernsteuerung der Parrot Anafi nämlich keine zwei separaten Buttons für Foto- und Video-Aufnahmen, sondern nur einen. Auslöser und Wahlschalter in der App sind aber gut erreichbar und sehr einfach zu bedienen.

Gimbal der Parrot Anafi: 180 Grad Schwenkradius

Freie Sicht nach oben: Das Gimbal der Parrot Anafi

Testbild der Parrot Anafi Drohne

Luftaufnahme, stacking, komprimiert von 43 MB (DNG) auf 130 KB

Luftaufnahme mit Parrot Anafi: Teltschik Turm Wilhelmsfeld

Teltschik Turm Wilhelmsfeld: Testbild 2, ebenfalls stark komprimiert.

Drei Eigenschaften, die die Parrot Anafi besonders machen

180° Gimbal Tilt

Als erstes muss natürlich die jeweils um 90° nach oben und unten schwenkbare Kamera genannt werden. Anders als beim DJI Mavic Air/Pro oder der Yuneec Mantis Q gibt es nämlich keinen Überbau in der Front, er eine Sicht nach oben verhindert.

Große und freie Schwenkradien der Gimbals sind außerhalb des Yuneec Tycoon H oder DJI Phantom Segments selten geworden. Grund dafür ist die Dominanz der Mavic-Serie.
Die Parrot Anafi Drohne hat jedoch ein 3-Achsen-Gimbal, das aus der waagrechten Position je 90° nach oben oder unten blicken kann. Der Aufschwenk ist etwas äußerst Spezielles und mir eher aus dem Bereich der Brückeninspektionen bekannt.
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es wahnsinng Spaß macht, die verschiedenen Blickrichtungen der Anafi bei einem Flug durch den Wald zu mixen.

Dolly Zoom

Der Dolly Zoom ist ein ziemlich cooler Effekt – aber schon Jahrzehnte alt! Zum ersten Mal eingesetzt wurde er von Alfred Hitchcock in „Vertigo“.
Beim Dolly Zoom der Parrot Anafi fliegt die Drohne rückwärts und zoomt gleichzeitig in das Bild hinein. Dadurch hat man als Betrachter das Gefühl, der Hintergrund würde auf einen zurasen. Ein spektakulärer Modus, der durch den verlustfreien Zoom der Anafi möglich wird.
Unter den Kameradrohnen im Jahr 2019 gibt es neben der Parrot Anafi nur die DJI Mavic 2 Zoom, die diesen Video-Modus anbietet.

Als Teil der Smartshots muss man für das Starten des Dolly Zooms nicht viel tun: In der App zu den Smartshots manövrieren, Dolly Zoom auswählen, ein Zielobjekt definieren und loslegen.

Die Menüführung der App gefällt mir im Test sehr gut. Die großen Buttons und Schaltflächen lassen sich auch mit dicken oder kalten Fingern gut treffen.

Sehr guter Preis

Ein starkes Argument für die Parrot Anafi ist auch der niedrige Preis. Rund 150 Euro weniger muss man im Vergleich zum DJI Mavic Air berappen, was insbesondere Einsteiger locken dürfte. Damit ist die Anafi die beste Drohne im Preisbereich 300-600 Euro und bietet mit den tollen automatischen Flugmodi bedeutend mehr als andere Copter des Preissegments.

Kritikpunkte

Zwei Dinge gefallen mir im Test der Parrot Anafi nicht:
Zum einen ist das die Ladezeit eines Akkus. Geschlagene 2-3 Stunden muss die Batterie am USB-Kabel laden. Wer nicht das Extended Paket gekauft hat, muss daher eine Weile pausieren. Wenigstens hat man dann genug Zeit, das Netzteil der DJI Mavic Fly More Version wertzuschätzen.

Der zweite Kritikpunkt richtet sich daran, dass es keine Möglichkeit gibt, die Parrot Anafi folgen zu lassen. Zwar richtet sich der Quadrocopter bei Smartshots und Dronies nach dem Zielobjekt aus. Er nutzt dafür jedoch nur Gimbal und Gieren-Achse (auf der Stelle drehen). Würde man jedoch weglaufen, bliebe der Copter immernoch an Ort und Stelle.

Der dritte und letzte Kritikpunkt zählt für mich nicht wirklich: Wegpunktflüge sind nur als AddOn bei Parrot zu kaufen. Da die meisten Piloten aber so gut wie Flüge entlang Wegpunkten machen, stufe ich das Thema als „wer es tatsächlich nutzt, kann es ja kaufen“ ein.

Fazit & Bewertung

Insgesamt hat mir der Parrot Anafi Test super viel Spaß gemacht.
Spitze finde ich den Handstart, denn der Test fand, wie man sieht, unter nassen, schneebedeckten Bedingungen statt. Daher soff die Drohne wenigstens beim Start nicht ab. Auch gefällt mir die aufgeräumte App und natürlich die Bildqualität. Den 180° Schwenkbereich des Gimbals konnte ich noch nicht vollends nutzen, habe aber schon Ideen. Im Vergleich zu anderen Drohnen (z.B. DJI Mavic Air) bringt die Anafi beim Thema Foto und Video einiges auf die Waage. Nicht zuletzt wegen des Dolly Zoom Modus’ ist die Anafi für mich der Preistipp unter 600 Euro.

Ich hatte anfangs überlegt, die Drohne nach dem Test wieder zu veräußern. Davon bin ich um 180 Grad abgekehrt und werde mir nun sogar noch zusätzliche Akkus und Equipment für die Anafi kaufen.

Dann könnte die Parrot auch meine „Immer-dabei-Drohne“ DJI Mavic Pro ablösen.

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Parrot Anafi

9.1

Für Einsteiger

9.0/10

Flugperformance

9.0/10

Kamera

9.0/10

Preis-Leistung

9.5/10

Spaß

9.0/10

Pro

  • Sehr leicht
  • top Flugperformance
  • interessantes Gimbal
  • tolle Selfie-Modi
  • Dolly Zoom

Contra

  • lange Ladezeit